Warum ist eine Rassekatze so teuer?

 

Wenn man sich noch nie mit dem Preis einer Rassekatze beschäftigt hat, erschrickt man, wenn man die Preise von SFr. 1'000.-- bis SFr. 1'400.-- hört. Sind doch Bauernhofkatzen gratis oder gegen eine kleine Entschädigung überall zu haben. Was macht nun der Preis einer Rassekatze aus?

Die Preise für Rassekatzen variieren. Für seltene Rassen oder Moderassen, sowie Trendfarben muss oft ein höherer Preis entrichtet werden als für andere Rassen. Norwegische Waldkatzen kosten in der Schweiz ca. SFr. 1'000.-- bis SFr. 1'400.--, es kann aber auch mehr sein. Wenn man von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 15 Jahren ausgeht und einen Durchschnittspreis von 15 Jahren zugrunde legt, kostet Sie diese Katze gerade einmal Rp. 0.21 am Tag. Nicht viel, für das, was eine Katze einem gibt!

Ein Irrglaube ist, dass die Stammbäume den Preis einer Rassekatze ausmachen. Dies ist nur bedingt der Fall. Der Stammbaum kostet SFr. 35.--. Das, was jedoch hinter dem Stammbaum steht, fliesst aber auf jeden Fall in den Preis mit ein: Um zu Papieren für sein Tier zu kommen, muss der Züchter sich gewissen Zuchtrichtlinien unterwerfen. Das heisst: Die Katze muss auf einer Ausstellung in der offenen Klasse mindestens ein "Vorzüglich" - Bewertung erhalten. Um diese Zuchttauglichkeit zu erlangen muss die Katze schon im Kindesalter auf die Ausstellungen vorbereitet werden. (Als Jungtier diverse Ausstellungen besuchen), dies ist auch nicht billig, wenn Sie bedenken pro Tier und Ausstellungstag kostet das den Züchter SFr. 50.-- plus die Verpflegung für einen ganzen Tag. Dazu Anfahrtskosten, sowie die Versorgung der Katzen selber. Ab 10 Monaten darf die Katze dann um die Zuchttauglichkeit kämpfen. Ist die errungen darf die Katze ab dem 11 Monat gedeckt werden. Auch hier gilt, wenn der Züchter keinen potenten Kater besitzt, muss er Deckgebühren entrichten. Diese sind unterschiedlich von SFr. 1'000.-- und mehr. Die Katze darf 2 Würfe innerhalb von 12 Monaten austragen. Sämtliche Zuchttiere müssen top gesund sein. Impfungen - Katzenschnupfen, Leukose sowie regelmässiges Entwurmen gehören selbstverständlich dazu.

Ich besuchte einmal eine Ausstellung mit meinem Buben und einem meiner Mädels, sie waren top gesund und in super Kondition. Trotzdem schleppte der Kater eine Grippevirus nach Hause. Just waren alle drei Zuchtkatzen sowie deren Jungtiere krank. Die Tierarztkosten für einen Besuch mit allen Tieren kam mich locker auf ca. SFr. 600.--, nur um diese Grippe auszukurieren.

Vor einer Deckung muss das Muttertier einen Gesundheitstest vorweisen können, damit der Besitzer des Katers die Deckung zulässt. Auch hier kommen schnell ein paar hunderter "Nötli" nur schon für die Reisekosten, Kontaktaufnahme usw. zusammen. Kommt die werdende Mutter dann nach Hause, benötigt sie neben ihrer sonst schon hochwertigen Ernährung besonderes Futter. Die nächsten Wochen und Monate wird sie ausschliesslich Kittenfutter, Vitaminpaste, Kalktabletten zu sich nehmen, da dies noch energiereicher ist und den Kitten einen guten Start ins Leben ermöglicht. Das dieses Futter teurer ist, als das normale Futter versteht sich von alleine.

Kommt dann endlich der spannende Moment und die Katze bringt ihre Babys zur Welt, geht es natürlich weiter. Weiterhin gutes Kittenfutter, Vitaminpaste und Kalktabletten, nur das Beste für die junge Mami. Beginnen dann die Kleinen, selbständig zu werden, kommt man aus dem Staunen nicht heraus, wie gross der Appetit so kleiner Fellbälle sein kann. Und natürlich wird eifrig Katzenstreu in kleinen Katzenkistli, in der ganzen Wohnung verteilt, damit die Kleinen auch ja stubenrein werden.

Dann geht's weiter mit Wurmkuren, Impfungen, Untersuchungen für die Kitten, so dass sie gesund und munter abgegeben werden können.

Jetzt noch Annoncen, Inserate in verschiedenen Zeitungen, Zeitschriften und weitere Kosten für Ausstellungen, Werbematerial und Bewirtung der Interessenten.

Dies alles gilt natürlich nur, wenn alles normal verläuft. Gelegentlich muss man auch mit Komplikationen rechnen, die Babys kommen mit Kaiserschnitt zur Welt, die Mutter kann sich nicht um ihre Babys kümmern und man muss alle zwei Stunden mit hochwertiger Kitten-Milch zufüttern usw. Selbstverständlich geht man einmal mehr zum Tierarzt, wenn man nur die geringste Befürchtung hat, irgendetwas könne nicht in Ordnung sein. Dann sind die Kosten für ein Kitten kaum noch kalkulierbar. Würde man dann noch seine eigene Zeit in Rechnung stellen, die man damit verbringt, die Kleinen zu beglucken, zu beschmusen, zu füttern und pfötchenhaltend an der Wurfkiste der Mutter zu sitzen, bis auch das letzte Kitten sauber geputzt und quietschfidel an der Zitze saugt - ein Katzenbaby wäre nicht zu bezahlen! 

Zum Schluss: Vielleicht habe ich Sie mit diesem Text ein bisschen zum Nachdenken angeregt und etwas dazu beigetragen, ein immer noch vorherrschendes Vorurteil abzubauen: Kein seriöser Züchter wird mit seiner Katzenzucht Reichtümer erwerben! Ganz im Gegenteil. Für die meisten von uns ist Katzenzucht ein Hobby, das mit viel Emotionen und Engagement ausgeübt wird. Geld muss man dabei schon mitbringen, denn kostendeckend kann eine verantwortungsvolle Katzenzucht gar nicht sein!

Viele Züchter verbringen einen Grossteil ihrer "katzenfreien" Freizeit damit, sich weiterzubilden. Dies gilt für den medizinischen Bereich, für die Genetik, den Erfahrungsaustausch mit anderen Züchtern usw. Sie haben sich ihrem Hobby mit Leib und Seele verschrieben, denn schliesslich sammeln wir keine Briefmarken, die wir nach Lust und Laune hervorholen und wegtun können, wenn wir keine Lust mehr haben, sondern beschäftigen uns mit lebenden Wesen, die uns fordern - am Tag und auch in der Nacht - wenn sie es für nötig erachten. Aber möchten wir sie deswegen missen? Möchten wir die Erfahrung missen, um jedes Gramm eines Neugeborenen gekämpft zu haben und dann die glücklichen Momente zu erleben, wenn es, es geschafft hat? Nein, sicher nicht. Auch nicht die Tränen, derer wir uns nicht schämen, wenn wir ein Katzenkind zu seinen neuen Besitzern gebracht haben. Um so grösser ist dann die Freude, wenn wir hören, wie sehr sich die neuen "Dosenöffner" an den von uns mit all unserer Liebe und Fürsorge aufgezogenen Kitten erfreuen.